Auf dem Schweichinger Hof...

... über Pferde, Gras, Brot und das Heckengäu

Wunderschön inmitten der typischen Heckengäu-Landschaft liegt der Schweichinger Hof. Mit den Geschwistern Christina Schmid und Jörg Nonnenmann, die den Hof inzwischen führen, habe ich über moderne Hofführung gesprochen. Der Hof lag bis Ende der 1990er Jahre noch im Ort, in der Bahnhofstraße und stellte dort bereits von Milchviehhaltung auf Pensionspferdehaltung um. Die Innenlage von Höfen, wie auch Gewerbebetrieben bringt immer gewisse Herausforderungen für die Nachbarschaft mit sich, wie Lärm oder Gerüche. Mit der neuen Lage im Außenbereich änderte der Hof auch seinen Betrieb. Etwa 10 Jahre wurde noch Mutterkuhhaltung auf dem neuen Hof betrieben. Dann spezialisierte sich die Familie ganz auf (Pensions-)Pferdehaltung. Dafür produziert der Hof Futtermittel wie Heu und Hafer selbst. Daneben baute sich die Familie mit dem Backhäusle ein weiteres Standbein auf. Auf Bestellung werden hier zwei Mal wöchentlich Brot und Hefezopf aus regionalem Getreide gebacken.

Das Angebot des Backhäusle habe ich als Zugezogene erst sehr spät entdeckt. Offensivere Werbung braucht das Backhäusle nicht - der Hof produziert in dem Umfang, der gut in den Betrieb passt. Und ist immer ausverkauft. Ein Erfolg der Vom-Hof-Vermarktung.

Wie geht es dem Hof angesichts der trockenen letzten Jahre und gestiegenen Lebenshaltungskosten?

Die Trockenheit beschäftigt die Landwirte natürlich. Trockenheit bedeutet weniger Ertrag bei der Futtermittel-Ernte, den teuren Zukauf von Heu und auch Schwierigkeiten, die Pferde auf die Koppel zu lassen. Denn die Pferdehufe verursachen bei Trockenheit noch zusätzliche Schäden für die Böden. Bei der Felderbewirtschaftung, die der Schweichinger Hof betreibt, ist künstliche Beregnung nicht möglich - und mit welchem Wasser auch bei Trockenheit? Anpassung an Trockenperioden nimmt die Familie beim Saatgut vor - es werden resistentere Sorten ausgebracht, die mit Trockenheit besser klar kommen und das Gras wird weniger tief geschnitten. Für den höfischen Wasserbedarf hat die Familie mehrere große Zisternen in den Boden gebracht.

Der Hof steht stabil, so können die Geschwister sagen. Und er kann wachsen. Ein neues Wohngebäude und neue Stallungen entstehen aktuell. Dann wird auch Jörg Nonnenmann mit seiner Familie auf den Hof ziehen können. Landwirtschaft lebt auch vom Familienzusammenhalt, bei dem jede Generation eine Rolle spielt und die gesamte Familie Sorge für die Kinder trägt. Denn immer muss mal schnell jemand zu einem kranken Pferd in den Stall oder ein Wetterumschwung genutzt werden.

Ich frage: wie geht es den Nonnenmanns und Schmids als Nachbarn zum ehemaligen Hengstetter Hof mit den aktuellen Entwicklungen dort? -

Zwei Punkte beschäftigen die Familie: in der Langzeitperspektive ist es die Frage weiteren Flächenverbrauchs. Noch mehr Neubaugebiete - in diesem Fall möglicherweise die Stuttgarter Straße hinunter - bedeutet auch einen Verlust weiterer landwirtschaftlicher Flächen und mehr Bodenversiegelung. Wenn landwirtschaftliche Flächen verloren gehen, haben aber auch immer mehr Landwirte Probleme, ihren Bodenbedarf noch zu decken. Und wenn Höfe nicht mehr existieren können, gehen sie auch als wichtige Akteure bei der Landschaftspflege verloren - eine Aufgabe, die dann von Kommune oder Forst übernommen werden muss. Denn das Heckengäu als Landschaft braucht Pflege - zum Beispiel den regelmäßigen Rückschnitt von Hecken.

Das andere Thema, das kurzfristig mit dem ehemaligen Hengstetter Hof zusammenhängt, ist natürlich die dort geplante Gemeinschaftsunterkunft des Landratsamtes. Sind die Wege rundum, die gerne von Reitern und Spaziergängern genutzt werden, dann noch sicher? Die Entstehung einer so großen Unterkunft ist ein Wechsel in der bisher in Althengstett praktizierten Flüchtlingspolitik: Bisher hat die Gemeinde sukzessive aufgenommen, immer so viele Familien und Einzelpersonen, wie gerade gut untergebracht und integriert werden konnten. In den letzten Jahren häufig auch Einzelpersonen, die bereits Arbeit bei Hengstetter Betrieben gefunden hatten. Die Gemeinde achtete dabei auf eine gleichmäßige Verteilung auf die Teilorte und in den Nachbarschaften. Auf diese Weise ist es gelungen, dass das Thema weitgehend ruhig ablief und vor allem die geflüchteten Kinder und Jugendliche schnell in Bildungseinrichtungen aufgenommen werden konnten. Eine so große Unterkunft, die vom Landratsamt betrieben wird und auf die die Gemeinde somit keinen Einfluss hat, verändert die bisherige Dynamik. Wir sind uns einig darin, dass Panikmache nicht angebracht ist, die Bürgerschaft aber eine gute und zeitlich durchgehende soziale Betreuung der Unterkunft durch das Landratsamt erwartet. Dementsprechend habe ich mich bisher schon geäußert und dafür werde ich mich als Bürgermeisterin einsetzen.

Zurück zum Schweichinger Hof. Jörg Nonnenmann und Christina Schmid haben sich seit 2019 auch insbesondere für eine Initiative eingesetzt, die mehr Anerkennung für die Arbeit der Landwirte fordert. Die Landwirte, so Jörg Nonnenmann, gelten oft als "die Bösen", die durch intensive Felderwirtschaft Boden und Artenreichtum zerstörten. Viele kleinere Höfe im Heckengäu wirtschafteten aber gar nicht auf diese Weise. Den Landwirten liege sehr stark am Erhalt ihrer Böden und häufig seien sie im Einsatz bei Ausgleichsmaßnahmen für den Erhalt von Artenschutz und pflegten auch durch Rückschnitte die Kulturlandschaft des Heckengäus. Viele Höfe versuchten zudem, Produkte vom Hof zu vermarkten. Hofvermarktung und regionale Vermarktung bedeute: kurze Transportwege, weniger Tierleid, mehr Transparenz für den Konsumenten. Also eine besonders umweltschonende Form der Lebensmittelproduktion. Die Landwirte hätten im Kleinen aber kaum mehr Einfluss auf die Preisgestaltung und seien immer mehr Restriktionen ausgesetzt. Große Wirtschaftsabkommen wie das EU-Mercosur-Abkommen empfinden Landwirte, die sich um umweltverträgliche, regionale Produktion bemühen, als Schlag ins Gesicht.

Was nehme ich mit?

Christina Schmid und Jörg Nonnenmann ist es ein Anliegen, über Landwirtschaft zu informieren. Früher seien viel häufiger Kindergarten-Gruppen auf den Hof gekommen. Auch Schulklassen würden sie gerne häufiger begrüßen - denn Kinder sollten wissen, woher ihre Lebensmittel kommen und wie sie entstehen. Den "Lernort Bauernhof" wieder stärker im Bewusstsein der Bildungs- und Betreuungseinrichtungen zu verankern, dafür setze ich mich gerne ein.

Keine Gemeinde kann ohne die Landwirte, die im und rund um den Ort wirken. Wir sind angewiesen auf die landwirtschaftlichen Produkte, die unser Überleben sichern. Wir sind aber auch angewiesen auf die Landwirte, die unsere Landschaft pflegen und große Projekte wie die Neubaugebiete in Neuhengstett und Ottenbronn erst ermöglichen, indem sie Ausgleichsflächen bewirtschaften. Eine gute Zusammenarbeit, offene Kommunikation und Transparenz bei Projekten, die Einfluss auf landwirtschaftliche Betriebe haben, sind mir darum wichtig.

Zurück