Auf dem Waldenserhof Jourdan

... über Eier, Kühe, Hofvermarktung und Ausgleichsflächen

Am Rande von Neuhengstett, kurz nach der Mühle Richtung Ottenbronn, liegt gut sichtbar der Waldenserhof Jourdan. Familie Jourdan hat in den vergangenen Jahren ihr Angebot an Produkten ständig ausgebaut. Angefangen hat alles mit 20 Hühnern, erzählt Landwirt Martin Jourdan, die er als Jugendlicher aufzog, um sich mit den Eiern etwas Taschengeld zu verdienen. Heute hat der Hof um die 1.500 Hennen, die etwa 1.200 Eier pro Tag produzieren. Die Eier vermarktet Familie Jourdan direkt vom Hof, aber beispielsweise auch im Edeka Mägerle in Althengstett.  
Ende der 1990er Jahre vollzog der Waldenserhof den Umzug aus der Ortsmitte in Neuhengstett an den Ortsrand. In baulichen Mischgebieten sind Höfe aufgrund von Gerüchen und Lärm häufig nicht mehr haltbar. Heute umfasst der Waldenserhof einen Hühnerstall mit Bodenhaltung und Freilauf im Wintergarten und einen Kuhstall mit Muttertierhaltung. Jährlich werden etwa 25 Kälbchen geboren. Geschlachtet wird auf Bestellung und erst, wenn das ganze Tier reserviert ist. Die Hofvermarktung zeigt sich hier wieder als nachhaltig und tierfreundlich: die Rinder der Familie Jourdan kann man über das Jahr auf den Weiden beobachten. Der Weg zum Schlachter ist kurz. Das ganze Tier wird verwertet und direkt vermarktet. Auch hat die Familie so noch die Möglichkeit, ihre Preise etwas selbst zu gestalten, denn auf dem Markt, so Landwirt Jourdan, herrsche ein großer Preisdruck und die Landwirte hätten meist kaum mehr Einfluss auf die Preise für ihre Produkte. Zugleich seien sie – insbesondere aufgrund der Abhängigkeit vom Wetter - großen unternehmerischen Risiken ausgesetzt. Ein trockener Sommer könne so die Heuernte stark reduzieren und mache den teuren Zukauf von Futter notwendig. Trotzdem blieben diese Risiken im Preis häufig unberücksichtigt.
Gerne würde die Familie ihr Angebot erweitern und in einem Hofladen vermarkten. Die Genehmigungsverfahren für den Bau eines Wohnhauses mit Hofladen am Standort der Ställe sind aber langwierig und schwierig, die bürokratischen Hürden hoch. Nicht immer auch nachvollziehbar die Forderungen oder Einschränkungen bei der Baugenehmigung. Auf den neuen Hof würde die Familie dann so ziehen, wie es Landwirte seit Alters her tun: ein Altenteil für den über 80jährigen Senior, der noch immer aktiv mithilft und eine große Wohnung für den aktiven Landwirt. Später soll Jungbäuerin Julia die Option haben, den Hof zu übernehmen. Damit sie später die Geschicke des Hofes gut lenken kann, absolviert sie aktuell ihre Ausbildung zur Landwirtin. Ihr Praktikum wird sie auf einem Bio-Hof absolvieren, so dass sie Kenntnisse über verschiedene Formen eines Hof-Betriebes hat und ihr später alle Wege offenstehen.
Landwirte übernehmen heutzutage viele Rollen bei der Landschaftspflege. Beispielsweise pflegen sie die für das Heckengäu typischen Obstbäume oder achten darauf, Obstbäume stehen zu lassen, auch wenn dies mehr Aufwand bedeutet. Familie Jourdan mäht so regelmäßig um 450 Bäume herum. Landwirte schneiden auch Wegränder frei oder übernehmen die Pflege von Ausgleichsflächen. Ausgleichsflächen werden beispielsweise gebraucht, wenn Neubaugebiete entstehen. Wenn in Ottenbronn eine Magerwiese, die besonders artenreich ist, bebaut wird, so muss andernorts eine Wiese abgemagert werden, um diesen fehlenden Lebensraum für Tiere auszugleichen.
Nahversorgung, Landschaftspflege und auch Erhalt des ländlichen Charakters rund um Althengstett – es gibt viele Gründe, warum es wichtig ist, dass uns unsere Höfe erhalten bleiben. Landwirte kennen die Flächen und Wege gut. Für eine Gemeindeverwaltung ist es darum wichtig, proaktiv und transparent mit Landwirten zusammenzuarbeiten.

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