Beim Musikverein Neuhengstett

... über Walzerträume, Festhallensanierung und Ortskernentwicklung

Freitag Abend stoße ich kurz vor halb zehn zur Probe des Musikvereins Neuhengstett hinzu. Erst darf ich mich noch etwas in Walzerträumen verlieren. Und stelle - dem Baritonsaxophon über die Schultern blickend - fest, dass man Notenlesen wie Fahrradfahren nicht verlernt (Ich: ehemals klassische Gitarre, Gitarrenorchester und Gesang). Dann gehen wir zu fortgeschrittener Stunde ins Gespräch. Die Mitglieder des Musikvereins bewegt die Weiterentwicklung des Teilortes. In den letzten Jahren und Jahrzehnten hat ein Geschäft nach dem anderen geschlossen - zuletzt die Bank, Apotheke und der Bäcker. Die Ortsverwaltung war ebenfalls lange geschlossen - was sich nun demnächst wieder ändern wird. Eine Ortsmitte bräuchte es, die den Namen wirklich verdient - nämlich eine Ortsmitte, wo es tatsächlich Leben gibt. Wo Menschen sich verabreden, vielleicht in einem Café sitzen können. Selbstkritisch müssen wir alle anerkennen: wenn Läden bestehen sollen, müssen die Leute vor Ort auch tatsächlich dort einkaufen. Die Gemeinde kann aber - wenn sich die Räume in kommunaler Hand befinden - die Mietverhältnisse so gestalten, dass Einzelhandel überleben kann und dem Ort erhalten bleibt. Weiter geht es mit den Liegenschaften, die die Gemeinde in Neuhengstett in den vergangenen Jahren aufgekauft hat - einiges davon in Hinblick auf die Ortskernsanierung. Für diese Gebäude gilt es mit der aktuell in der Gründung befindlichen Wohnbaugesellschaft, ein Konzept und eine strategische Planung zu entwickeln.

Wir sprechen außerdem über den Erfolg des Museums, das sich dank der Initiative von Mitgliedern des Heimat- und Geschichtsvereins zu einem Treffpunkt für Kunst und Kultur, Orts- und Waldensergeschichte und einfach zum "Schwätzen" entwickelt hat. Da wären wir auch schon beim Thema Vereinsförderung. Auch bei knappen Kassenlagen gilt es die Vereinsförderung unbedingt zu erhalten. Die finanzielle "Beinfreiheit", die die Förderung so manchem Verein verschafft, hilft unseren Vereinen enorm - so hört man auf jeder Mitgliederversammlung.

Ein Anliegen ist den Musikern auch, dass die Renovierung der Festhalle weiter vorangeht. Zu viele kleine und große Baustellen seien in der Festhalle liegengeblieben. Das ist ein Thema, dem ich mich mit den Sanierungsfahrplan annehmen möchte. Mit einem Sanierungsfahrplan sollen kontinuierlich die bestehenden Baustellen abgearbeitet werden und auch energetische Sanierungsmaßnahmen Stück für Stück angegangen.

Danach gab es in lockerer Runde noch einen längeren Austausch, unter anderem über die Vergangenheit und Zukunft der Flüchtlingspolitik in der Gemeinde. Denn die neue Nutzung des ehemaligen Hotels und Gaststätte Hengstetter Hof durch das Landratsamt ist ein Thema, das viele Bürgerinnen und Bürger bewegt und auch mit Befürchtungen und Ängsten verbunden ist.

Ich verlasse die Musiker kurz vor Mitternacht und freue mich schon darauf, vielleicht auch mal eine Darbietung des Wellermans zu hören - die Noten lagen schon im Regal bereit.

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